Fuldaer Bischof Michael Gerber kam als Referent zum Auftakt der ökumenische Glaubensgespräche
„Was hilft uns zu Glauben?“ – mit diesem Thema befassen sich die evangelische Kirchengemeinde Bieber und die katholische Pfarrgemeinde Mariae Geburt in den ökumenischen Glaubensgesprächen. Zur Auftaktsveranstaltung am Mittwochabend begrüßten die Vertreter der Gemeinden einen prominenten Gast: Als Referent war der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber gekommen. Der zweite Teil der Glaubensgespräche geht mit hochkarätiger Besetzung weiter: Am 29. März wird Bischöfin Dr. Beate Hofmann erwartet.
„Liebe Schwestern und Brüder, wir freuen uns, dass wir zu unseren Glaubensgesprächen so zahlreich zusammengekommen sind und dass wir sie zum ersten Mal in diesem Rahmen haben“, begrüßte Pfarrerin Sabine Ruf die in großer Zahl erschienenen Besucher in der Biebertalhalle. Üfarrer Ryszard Bojdo zeigte sich erfreut darüber, seinen Dienstherren Bischof Gerber zu begrüßen: „Wir sind dankbar, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben.“ Die Bieberer Singgruppe Euphonie stimmte dann mit dem Lied „Von allen Seiten umgibst Du mich“ auf den Abend ein.
Er seis ehr gerne nach Beber gekommen und hätte keinen Standardvortrag in petto, sondern wolle weitergeben, was ihm in den vergangenen Jahren wichtig geworden sei, erklärte Bischof Gerber. In einem kleinen Filmbeitrag zeigte er als zentrales Bild die Fuldaer Michaelskirche aus dem 12. Jahrhundert. Oftmals zerstört wieder auf- und umgebaut, einzig in der Krypta als Original erhalten. Zuletzt in Trümmer liegend nach dem zweiten Weltkrieg. „Das Bild von der sehr stark beschädigten Kirche spiegelt das Bild wider, das derzeit in den Seelen vieler Menschen zu sehen ist! Mehr und mehr wird deutlich, die Kirche der Zukunft wird anders aussehen, und das erlebe auch ich als große Herausforderung“, sagte Bischof Gerber. Die Kirche sei im Laufe der Zeit zigmal verändert worden im Prozess von Zerstörung, von Wiederaufbau, von Geplantem und Ungeplantem. „Trauen wir Gottes Geist, der sich seinen Weg bahnt durch die Türen und Ritzen!“ Wenn man auf die Glaubenssituation schaue, gebe es viele Brüche, nicht zuletzt von dem, was Anfang des Jahres in der Kirche offenbar geworden sei, ging Bischof Gerber auf den Missbrauchsskandal ein. „Aber ich möchte auch heute in den Mittelspunkt stellen, was ist das Fundament? Trägt es mich tatsächlich, wenn es ein Erdbeben gibt? Ich frage mich in diesen Wochen sehr stark: Ist das Christentum eine Religion des Loslassen? Müssen wir als Christen auch lernen, dass neben einer Kirche des Hüttenbauens auch eine Kirche des Loslassen notwendig ist. Was bleibt dann?“
Von den Christen in der Ukraine lernen
Gerade von den Christen aus der UKraine könne man lernen, dass sie schon seit Generationen viel loslassen mussten. In der Zeit der Sowjetunion oft verschleppt, ihre Kirchen zerstört, hätten sie wesentliches Kirchengut gerettet und versteckt, aber auch ihr wertvollstes Gut, ihren Glauben, mitgenommen. „Was hilft mir Glauben, hat viel mit den zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun, die wir erfahren dprfen und damit zu tun, wie sind die Momenten meiner Biografie“, so Gerber weiter. „Das, was wir immer wieder in den Blick nehmen, das prägt uns und unsere Seele. Es ist wesentlich, dss wir immer wieder in die Krypta unseres Herzens gehen!“ Der Vortrag endete mit der Frage: „Wo war für mich in den letzten Tagen eiN moment, wo ich erleben durfte, wo ich gespürt habe, von allen Seiten umgibst Du mich, wann ist so ein Kryptamoment in meiner Seele groß geworden?“
Nach dem Aufruf zu einer kurzen Besinnung gab es dann in kleinen Gruppen anregende Diskussionen über das Thema „Was hilft uns zu Glauben?“
In einer anschließenden Runde wurden die Ergebnisse präsentiert. So kam eine der Gruppen zum Ergebnis, dass Gemeinschaft und Vorbilder zum Glauben helfen. „Der Glaube ist immer mit den Menschen verbunden. Dass Menschen und Gemeinschaft sich verändern müssen, um wieder zurückzufinden zum Glauben“, so die Aussage einer anderen Gruppe. Eltern vermittelten Glaube und für das Fundament sei die Gemeinschaft sehr wichtig.“
„Wir brauchen Glaubenshilfe und Glaubenshelfer“, stimmte Bischof Gerbe zu. Eine junge Stimme kam mit einer Firmkandidatin zu Wort, die in der Firmung ein ganz großes Potenzial sah, jungen Menschen den Glauben näherzubringen. Hier seien neue Wege gefordert und vor allem Veranstaltungen, die Jugendliche ansprechen. „Den Jugendlichen muss man aber auch etwas zutrauen, und manchmal muss man auch dazu gezwungen werden!“ „Ich glaube tatsächlich, dass in der jungen Generation einfach eine Atmosphäre geschaffen werden muss, wo etwas rüberkommt. Wir müssen Menschen mehr in Verbindung bringen, da kann ich nur werben“, antwortete Bischof Gerber. Viele sahen das „Vaterunser“ und die Gebete als Grundlage des Glaubens und der Werte, die helfen auch, in schweren Zeiten zu tragen. In anderen Gruppen war der Wandel des Gottesbildes sehr prägnant – und die Trennung vom Glauben und der Institution Kirche. Viele wünschten sich lebhaftere Gottesdienste.
Das Schlusswort hatte Bischof Gerber, der zustimmte, dasss es auch ihn beschäftigte, welche Qualität die Gottesdienste hätten, darin sehe er einen Auftrag. „Die Kirche ist auch dieses lebendige Netzwerk, das wir heute erfahren durften, Ich fahre froh und dankbar nach Hause. Ich glaube, Sie haben hier etwas getan, was zu unserer Kirche gehört, nämlich Menschen zu vernetzen!“
Pfarrerin Ruf dakte am Ende dem Vorbereitungsteam und überreichte Bischof Gerber ein Körbchen Laurentiuswein, dieser wird auch für die Renovierung der Laurentiuskirche zum Verkauf angeboten.
Die Getränke für diesen Abend wurden gespendet, dafür durfte die aufgestellte Spendenbox gefüllt werden, deren Erlös den Ukraine-Flüchtlingen zugute kommt, die im Bieberer Jugendheim eine Aufnahme gefunden haben. Nach der guten Resonanz darf man gespannt sein auf den nächsten Abend mit Bischöfin Dr. Beate Hofmann.