Gott als Rettungsseil in schweren Zeiten

Die Bischöfin der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Beate Hofmann, zu Gast in Bieber
Bericht der Gelnhäuser Neue Nachricht


„Was hilft uns zu glauben“: Unter diesem Titel haben die Ökumenischen Glaubensgespräche der evangelischen Kirchengemeinde Bieber und der katholischen Pfarrgemeinde Mariae Geburt Bieber am Dienstagabend ihre Fortsetzung gefunden. Nachdem vor 14 Tagen der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber als Referent zu Gast war, konnte beim zweiten Teil dei Bischöfin der Evangelischen Kirch von Kurhessen-Waldeck, Dr. Beate Hofmann, in der Biebertalhalle begrüßt werden.

Pfarrerin Sabine Ruf konnte wieder auf eine gut besuchte Halle blicken und betonte, dass der Abend mit Bischof Dr. Gerber sehr inspirierend gewesen sei: „Für heute Abend wünsche ich mir, dass wir mit neuen Impulsen, Lebensmut und Hoffnung nach Hause gehen!“

Der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes der Evangelischen Kirchengemeinde Bieber, Martin Logsch, freute sich, neben der Bischöfin auch Pfarrer Ryszard Bojdo sowieso Bürgermeister Matthias Schmitt begrüßen zu können, und dankte der Gemeindeverwaltung für die Überlassung der Biebertalhalle.

„Was hilft uns zu glauben? Das Thema beantworten kann ich am besten, indem ich erzähle, was mir hilft zu glauben“, eröffnete Bischöfin Hofmann ihren Vortrag. Inzwischen sei sie seit zweieinhalb Jahren Bischöfin, ein nicht ganz so vorhersehbarer Lebensweg. Schließlich sei sie als Kind zweier Religionslehrer im urkatholischen Oberbayern aufgewachsen, auf eine katholische Klosterschule gegangen, mit einem ehemals katholischen Physiker verheiratet, der jetzt evangelisch sei, und Schwiegertochter einer erzkatholischen Schwiegermutter. Die zweieinhalb Jahre seien eine sehr begwegte und herausfordernde Zeit gewesen. Gerade im Hinblick auf Corona stelle sich die Frage, was eine solche Kriese mit unserem Leben, mit den menschlichen Beziehungen mache.

Aber was ist Glaube eigentlich? Diese Frage beantwortete die Bischöfin mit drei Thesen: „Es hat einerseits etwas zu tun, dass ich etwas über Gott weiß. Zweitens, dass ich das, was ich weiß, für wahr halte, und drittens, dass ich dem, was ich weiß und für wahr halte, vertraue.“ Dies bedeute aber nicht, dass man ejdes Wort, das in der Bibel steht, für wahr halten müsse.

Kleine Rituale, mit denen man aufgewachsen sei, zum Beispiel das Beten vo dem Essen oder dem Einschlafen, seien wichtig für das Hineinwachsen in den Glauben und den Gott, der immer wieder im Alltag auftauche. Die Erfahrung in der Jugendarbeit habe gezeigt, dass es nicht unbedigt helfe, im Glaiben allein zu sein. Vielmehr gehe es darum, auch mit anderen über den eigenen Glauben sprechen zu können. „Für mich als Theologin ist es ganz wichtig, etwas über die bibliche Geschichte zu lernen. Mich hat immer fasziniert, wie diese Texte regelmäßig in mein Leben hineinsprechen“, betonte Hofmann.

Auch über die zweifel am Glauben und an Gott sprach die Bischöfin an: „Ich habe in meinem leben auch in schwierigen Zeiten immer wieder gespürt, dass diese Beziehung zu Gott nie ganz weg gewesen ist. Gott sehe ich als Rettungsseil, an dem ich mich festhalten kann, auch wenn das Seil manchmal nur ein dünner Faden war.“ So ließen sich auch Krisen im Glaben durchstehen: „Jetzt im krieg helfen mir die Psalmen im Angesicht der ganzen Ohnmacht!“ Spiritualität sei eine Stütze, auch wenn die Welt zurzeit furchtbar sei. „Aber der Glaube und Gott helfen, um eine bessere Zukunft für möglich zu halten.“

Im Anschluss an den Vortrag der Bischöfin diskutierten die Anwesenden in Gesprächsgruppen intensiv über verschiedene Glaubensthemen. Ein Thema dabei: das hohe Durchschnittsalter in vielen Kirchengemeinden, was sich auch bei den Teilnehmern der Veranstaltung widerspiegele. So antworteten jüngere Gläubige auf die Frage, wie sich ihre Generation mehr für kirchliche Themen und den Glauben begeistern lassen könnte: „Wir wünschen uns mehr ökumenische Veranstaltungen in BIeber. Solche Veranstaltungen wie heute mit Impulsen brauchen wir öfter.“ Am Ende waren sich alle Teilnehmer einig, dass der Glaube Halt und Hoffnung bieten und Ängste nehmen könne.

In ihrem Schlusswort griff Bischöfin Hofmann ebenfalls dieses Thema auf: Es sei notwendig, jeder Generation Raum zu geben, damit sie ihren Weg finden könne, wie sie ihren Glauben gestalten wolle. Gerade heute, in einer Welt voller Unsicherheit, Krisen und Ängste, sei der Glaube wichtiger denn je: „Als Christen können wir in diesen Zeiten einen Beitrag leisten, indem wir unsere Herzen und Türen öffnen und Menschen aufnehmen, egal woher sie kommen und welcher Religion sie angehören.“

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