Bericht der Gelnhäuser Neue Zeitung vom 06. Juni 2022
Dass sie einmal 30-Jahre in der evangelischen Kirchengemeinde in Bieber als Pfarrerin tätig sein würde hätte sie nie gedacht, als sie im Februar 1992 ihren Dienst antrat. Jetzt wurde Pfarrerin Sabine Ruf in einem bewegenden Pfingstgottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. Das sollte ihr letzter Gottesdienst in Bieber sein, ihre letzte Predigt. Für viele Gemeindemitglieder eigentlich noch gar nicht so richtig zu glauben, dass ihre Pfarrerin jetzt in den Ruhestand geht. Groß war dementsprechend die Anteilnahme und die Laurentiuskirche zum Abschiedsgottesdienst prall gefüllt. Auch viele Mitglieder der katholischen Pfarrgemeinde Bieber waren gekommen, um Pfarrerin Ruf für die gute ökumenische Zusammenarbeit zu danken.
„Im Namen Gottes, Gott der Liebenden und des Friedens, so feiern wir Pfingsten. Ich bin überwältigt von dieser wunderbar vollen Laurentiuskirche“, sagte Pfarrerin Ruf zu Beginn der Feier. „Schmückt das Fest mit Maien, lasset Blumen streuen, zündet Kerzen an.“ Kräftig wurde das Eingangslied von der Gemeinde gesungen und der Gesangverein Sängerlust Lanzingen intonierte ein stimmstarkes „Lobe den Herren.“
„Eine Pfarrerin kann ihre Aufgabe nicht alleine machen. Ich bin sehr dankbar für die vielen Menschen, die mich unterstützt haben und die vielen Menschen, die mit mir zusammen diese Gemeinde geleitet haben“, so Ruf.
Dekan Wilhelm Hamman überreichte dann die Verabschiedungsurkunde mit Wirkung zum 1. Juni 2022 und dankte für mehr als 37 Jahre geleistete treue Dienste, davon 30 Jahre in Bieber. „Er zog aber seiner Straße fröhlich“, mit diesem Zitat aus der Apostelgeschichte, als Philippus der Äthiopische Kämmerer nach seiner Taufe wieder seines Weges zog, verwies Dekan Hamman auf den künftigen Weg der scheidenden Pfarrerin. „Wie viele Menschen können hier und heute auf das Glück deiner Begegnung zurückschauen. Du hast auf deine dir geschenkte Art das Evangelium mit den Menschen geteilt. Eine Geistliche bist du gewesen, so wie Philippus auch. Für mich steht heute der Dank an, der Dank für deine ganze Arbeit. Wie schön dabei auf einen Gott zu vertrauen, der uns unsere Straße fröhlich ziehen lässt“, schloss Dekan Hamman seine Dankansprache.
„Geh aus mein Herz und suche Freud“, war wohl das passende Lied zu dieser Verabschiedung.
Vor dem Abschlusssegen gab es noch einige Grußworte. Pfarrer Ryszard Bojdo dankte auch im Namen von Pfarrer Karl-Peter Aul für die gute Zusammenarbeit. „Es war wirklich ein großes Erlebnis mit ihnen, eine große Freude!“ Pfarrerin Ruf habe in ihrer Zeit in Bieber drei katholische Pfarrer erlebt und alle haben die gute Zusammenarbeit gelobt und gedankt. Sei es bei den ökumenischen Glaubensgesprächen, den gemeinsamen Schulgottesdiensten und den Kerbgottesdiensten. „Das alle haben sie mit Freude und Engagement getan. Ohne jeden Zweifel werden wir sie hier in Bieber vermissen, aber ihre Familie freut sich und wartet auf sie. Sie waren eine gute Botschafterin für das alles wird sie Gott belohnen in ihrem Ruhestand!“ Als Abschiedsgeschenk gab es von der katholischen Pfarrgemeinde eine Gartenbank.
Bürgermeister Matthias Schmitt stellte trotz des schmerzlichen Abschieds die Freude und Dankbarkeit in den Mittelpunkt seiner Grußworte. „Sie haben Mut gemacht und Halt gegeben und haben so dafür gesorgt, dass die Menschen gemeinsam mit ihnen einen guten Weg gehen konnten!“ In seiner noch nicht so langen Amtszeit als Bürgermeister habe er erleben können, dass sie in schwierigen Fragen und Positionen immer das Positive betont hätte. „Mit ihrer Herzenswärme haben sie diese Haltung nicht nur in ihren Gottesdiensten vermittelt, sondern auch als ganz normaler Mensch im Alltag unserer Gemeinde. Sie waren eine echte Seelsorgerin für die Menschen in ihrer Kirchengemeinde, in guten und in schlechten Zeiten und sie haben viel bewegt, was für uns alle heute ein Gewinn und eine Bereicherung bedeutet!“ Schmitt betonte dabei das Engagement für die Geflüchteten, die Übernahme der Trägerschaft für den Kindergarten Schatzkästlein, die Renovierung der Unteren Kirche, den Neubau der Orgel. „Doch vor allem für ein in Bieber- und Kinzigtal historisch bedeutsames Kleinod haben sie viel Herzblut eingesetzt. Die Laurentiuskirche, in der wir heut den Abendmahlsgottesdienst gefeiert haben. Dass die älteste Kirche der Region sich heut in einem funktionierenden zustand präsentieren kann, haben wir vor allem ihnen und ihrem unermüdlichen Engagement zu verdanken! Für all dies danke ich ihnen im Namen aller Bürgerinnen und Bürger, im Namen des Gemeindevorstandes und auch ganz persönlich danke ich ihnen, auch wenn es uns sehr schwer fällt, sie gehen zu lassen. Sie waren ein Segen für die Gemeinde!“
Für die Kirchengemeinde sprach Kirchenvorstand Martin Logsch die Abschiedsworte und erinnerte an ihren Einzug in Bieber im Februar 1992. „Hättest du damals gedacht, dass du 30 Jahre hier bleiben würdest? Ich glaube nicht!“ Viele Zeit zur Eingewöhnung habe sie nicht gehabt. die Bauangelegenheiten hätten sie von Anfang an in Anspruch genommen und sich wie ein roter Faden durch die ganzen 30 Jahre in Bieber gezogen. Logsch zählte die Einweihung vom Haus des Friedens in 1994 auf. Weiter die renovierte Untere Kirche in 1999. Einweihung der neuen Schmidt Orgel in 2004. Gründung des Förderkreises Laurentia 2006. Sanierung des Turms der Laurentiuskirche 2007 und gleich im Anschluss der Ausbau des Dachgeschosses im Pfarrhaus zur Wohnung für Flüchtlinge. 2017 Fußbodensanierung in der Laurentiuskirche, 2018 Einweihung der generalüberholten Ratzmannorgel und 2022 Erneuerung der Läutanlagen in beiden Kirchen. „Eigentlich können wir dich noch nicht in den Ruhestandverabschieden, das die Baumaßnahmen noch nicht final abgeschlossen sind“, meinte Logsch. Bei all diesen Baumaßnahmen hab sie jedoch das Wesentliche nicht vergessen. „Die Seelsorge war dir immer ein besonderes Anliegen. Angefangen von den Kleinsten in der Krabbelgruppe, dem Kindergottesdienst und der Übernahme der Trägerschaft für den Kindergarten Lanzingen. Die Einführung verschiedener Ortsteilgottesdienste im Advent und zur Kerb und zum Erntedank. „Um die Gottesdienste noch lebendiger zu gestalten hast du den Kirchenvorstand mit Erfolg zur Mitarbeit animieren können. Bei all diesen Aktivitäten ist es dir immer wieder gelungen das Gute in den Menschen zu sehen und mit deinem freundlichen Wesen den Menschen Trost, Halt und Hoffnung zu geben. In deinen Predigten war immer deine innere Überzeugung zu spüren. In der Zeit deines Wirkens hast du vielfältige Spuren hinterlassen, die heute nicht mehr aus unserem Gemeindeleben wegzudenken sind. Wir als Kirchengemeinde danken dir für 30 Jahre Dienst an den Menschen in unsere Gemeinde und darüber hinaus“, schloss Logsch seine Abschiedsworte.
„Liebe, liebe Leute, es fällt schon schwer, ich bin sehr berührt und bewegt und ich bin dankbar dafür, dass sie alle da sind zu meinem Abschied. Ich bin dankbar für die Zeit und die vielen Menschen, die mir begegnet sind und bitte um Verzeihung bei allen Menschen denen ich nicht gerecht werden konnte, die wird es sicher auch geben! Nur wenn viele mitmachen kann es weitergehen. Ich bin sicher wir werden erleben, es tut gut wenn wir füreinander da sind und uns zum Segen werden. Sie sind mir zum Segen geworden, Danke“, schloss Pfarrerin ruf ihre Abschiedsworte unter dem stehenden Applaus der Anwesenden.
Im Anschluss erfreuten die Biebertaler Musikanten mit einem Ständchen und auch der Spielmannszug Teutonia ließ es sich nicht nehmen Pfarrerin Ruf mit ein paar Liedern zu verabschieden. Für die Gäste gab es draußen vor der Laurentiuskirche Sekt und Pfarrerin Ruf hatte noch viele persönliche Gespräche und Glückwünsche zu ihrer Verabschiedung in den Ruhestand zu absolvieren.