Brief von Hofmann und Gerber

Mit dem langen Atem Gottes unterwegs in schwierigen Zeiten

Brief von

Bischöfin Dr. Beate Hofmann | Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
Bischof Dr. Michael Gerber | Bistum Fulda


Liebe Schwestern und Brüder
in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und im Bistum Fulda,

in dieser dunkelsten und kalten Zeit des Jahres bereiten wir uns auf Weihnachten vor. Doch sind in diesem Advent Dunkelheit und Kälte nicht nur Kennzeichen einer Jahreszeit.

In vielen Häusern ist es in diesen Wochen und Monaten kälter als sonst, weil das Geld zum Heizen nicht mehr reicht oder weil man so viel Energie wie möglich sparen will. Oft ist in diesen langen Monaten der Pandemie auch das menschliche Miteinander kühler geworden. Es gab Streit über Regeln und Impfen, über politische Meinungen und persönliches Verhalten. Die Berichte aus der Ukraine und aus weiteren Krisengebieten verstören. Sie lassen erahnen, welche Auswirkungen der Krieg für die Menschen unmittelbar vor Ort hat, was es bedeutet, wenn Strom, Wärme und Wasser fehlen. Auch wir spüren die Folgen dieses Krieges. Viele Menschen kommen zu uns, andere werden an eigene Kriegserlebnisse erinnert. Viele Menschen fühlen sich gerade sehr erschöpft und überfordert von der Fülle der Krisen. Manche ziehen sich zurück und suchen Halt und Geborgenheit in den eigenen vier Wänden.

In den Lesungen der Adventszeit hören wir von Menschen, die ähnliches erleben. Da ist Maria. Ihre Schwangerschaft wäre Grund genug, sich zu schonen und zurückzuziehen. Stattdessen bricht diese junge Frau auf. Von Anfang an scheint das Leben Jesu davon geprägt zu sein, dass Menschen gerade in der Krise die Kraft erfahren, einen Schritt über sich hinaus zu gehen. Maria wagt den Weg zu Elisabeth. Josef nimmt Maria zu sich und wenig später brechen beide trotz fortgeschrittener Schwangerschaft auf nach Bethlehem.

Schließlich kommt es beim neugeborenen Jesus zur Begegnung zwischen Menschen, die sich bislang nichts zu sagen hatten. Maria, Josef, die Hirten und die Sterndeuter erfahren: Wir sind auf unterschiedlichen Wegen unterwegs und haben doch ein gemeinsames Ziel.

Viele von denen, die unterwegs sind, benötigen einen langen Atem, um an dieses Ziel zu kommen. Maria und Josef müssen kurz nach der Geburt Jesu vor den Soldaten flüchten, die ihr Kind töten wollen. Sie können sich keine Ruhe gönnen und bleiben vorerst ohne Heimat und Zuhause. Die Sterndeuter reisen durch die halbe Welt auf der Suche nach dem neugeborenen König …

Einen langen Atem brauchen auch wir: Wir sind herausgefordert, weiter zu hoffen, weiter zu glauben an die Kraft der Liebe, uns weiter zu engagieren für ein gutes Miteinander und nicht müde zu werden.

Maria, die adventliche Frau mit dem langen Atem, lebt aus einer Verheißung. Ihr war einst in Nazareth zugesagt worden: „Heiliger Geist wird über dich kommen“ (Lk 1,35). Dieser „Atem Gottes“, wie wir die Kraft des Heiligen Geistes auch nennen, wurde uns in der Taufe verheißen. Gerade in der aktuellen Krisenzeit könnte das unsere Berufung sein: Dass wir als Getaufte erfahrbar werden, als Menschen mit einem langen Atem. Dieser zeigt sich beispielsweise im Umgang mit der vielfältigen Not, im solidarischen Handeln und damit im Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

In dieser Berufung sind wir als evangelische und katholische Christinnen und Christen gemeinsam unterwegs – in unserem Alltag, aber auch zu besonderen Gelegenheiten. Hinweise zu einigen zentralen Gottesdiensten und Veranstaltungen finden Sie anbei.

Wir wünschen Ihnen auf Ihrem Weg durch Advent und Weihnachten 2022 ermutigende Begegnungen und Momente zum Atemholen. Mögen Sie in diesen Wochen den langen Atem Gottes als Kraft für unseren gemeinsamen Weg erfahren.

Ihre

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