Landeskirchliche Ehrung mit Elisabethmedaille für Erika Senzel und Horst Bender
Pröpstin Sabine Kropf-Brandau ehrte die beiden Lektoren für jahrzehntelanges Engagement
Einen besonderen Gottesdienst feierte die evangelische Kirchengemeinde Bieber jüngst in der Unteren Kirche. Geplant als normaler „Festgottesdienst“ anlässlich des Besuchs der Pröpstin Sabine Kropf-Brandau, die zuletzt im Advent 2022 in Bieber predigte, gab es dann am Ende noch eine besondere Ehrung für Erika Senzel und Horst Bender, die mit der Elisabethmedaille, der höchsten Auszeichnung für Laien in der evangelischen Landeskirche, ausgezeichnet wurden.
Pröpstin Kropf-Brandau ging dabei auf das langjährige Wirken von Erika Senzel in ihrer Kirchengemeinde ein und lobte ihre zwanzigjährige Arbeit als Lektorin, Gründungsmitglied und Spendenwartin des Förderkreis Laurentia, Kirchenvorstandsmitglied, Mitglied der Kreissynode (praktisch das kirchliche Pendant als Kreistag der Kirche) sowie ihre ehrenamtliche Arbeit als stellvertretende Vorsitzende der Frauenarbeit in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Für ihr Engagement und ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohl der Kirchengemeinde überreichte Pröpstin Kropf-Brandau die Elisabeth-Medaille, eine Anstecknadel sowie ein Buch über die Geschichte und Gebiete der Landeskirche.
Horst Bender galt der Dank als Kirchenältester. Ebenfalls wurde er für seinen zwanzigjährigen Dienst in der Kirchengemeinde geehrt, zuerst in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Aufenau, nun in Biebergemünd. In beiden wirkt er als Lektor. Pröpstin Kropf-Brandau würdigte auch seine jahrzehntelange Arbeit als Kirchenvorsteher in seiner Heimatgemeinde Aufenau. Besonders hervorgehoben wurden seine Gottesdienste quer über die Landeskirche. Über die Jahre hat er in über 30 Gemeinden gepredigt. Mit dem Dank für seine unermüdliche Arbeit zum Wohl der Kirchengemeinde überreichte Pröpstin Kropf-Brandau die Elisabethmedaille, eine Anstecknadel und das Buch.
Auch Kirchenvorsteher und Lektor Martin Logsch konnte auf ein 10-jähriges Jubiläum zurückblicken, wurde aber nicht extra ausgezeichnet, da er schon bei der Verabschiedung der langjährigen Bieberer Pfarrerin Sabine Ruf die Elisabethmedaille bekommen hatte, wie Pröpstin Kropf-Brandau im Laufe des Gottesdienstes erwähnte.
Kropf-Brandau lies in ihrer Predigt immer wieder auf die anschließende Würdigung durchblicken: „Liebe Schwestern und Brüder, es gibt Bibeltexte, bei denen uns ganz schnell ein ‚Ja, aber‘ auf der Zunge liegt. Ein ‚Ja-Aber‘, das meint: ‚Ja, Jesus, das sagst du schön so und ich möchte dir schon folgen, aber ich schaffe das nicht“, ging Pröpstin Kropf-Brandau in ihrer Predigt auf einen Text aus der Bergpredigt ein, wo es hieß: „Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“
„Wir hören diese Worte und schon regt sich das ‚Ja, aber‘ in uns: Das klingt schön, aber wie soll das gehen? Wäre es nicht leichtsinnig und unverantwortlich, einfach so in den Tag hinein zu leben? Irgendwoher muss doch das Geld kommen für Miete und Kleidung und Essen, und nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen. Wenn wir auf den vergangenen Sonntag und die Wahlergebnisse schauen, dann kriege ich ganz viele Sorgenfalten. Und auch die Kirchenleitung darf doch nicht einfach sorglos in den Tag hinein leben. Sie muss sich doch Sorgen machen um die Kirche, darf doch nicht einfach hinnehmen, dass vieles bergab geht in der Kirche“, erklärte Pröpstin Kropf-Brandau.
Sorgen hätten etwas mit Angst zu tun. Wenn wir uns Sorgen machten, dann stecke dahinter zum Beispiel die Angst, etwas zu verlieren, vielleicht den Arbeitsplatz, oder die Gesundheit. Oder es treibe uns die Angst um zu kurz zu kommen, abhängig zu werden von anderen, oder ganz grundsätzlich die Angst, am Leben vorbei zu gehen, das Entscheidende zu verpassen.
„Ich möchte aber den Blick heute auf unsere Kirche lenken. Ich denke an die auch in der Kirche umgehende Angst, dass in Zukunft der Kuchen, den es zu verteilen gilt, kleiner sein wird. Es gibt so viele Abstiegsszenarien, die uns ankündigen, dass alles nur noch schlimmer wird. Das raubt uns den Mut, überhaupt etwas zu beginnen. Wir haben das Gefühl, auf einem untergehenden Schiff zu sein“, hörten die Gottesdienstbesucher weiter.
Im Sorgen lägen also eine Reihe von Gefahren. Wir kreisten nur noch um uns selbst, wir würden entweder mutlos und gelähmt oder zu Aktivisten, die sich maßlos selbst überschätzten und überforderten. Wir seien gefangen in den Ängsten, die uns trieben. Darum also warne Jesus uns vor der Sorge. Aber er warne uns nicht nur. Er sage uns nicht nur, ihr dürft euch keine Sorgen machen. „Wie sollte das auch Funktionieren. Angst wird nicht dadurch besiegt, dass man sie verbietet. Jesus stellt etwas gegen die Sorge. „Seht! Schaut!“, sagt er. „Seht die Vögel unterm Himmel!“ „Schaut die Lilien auf dem Felde!“ Was so ganz banal klingt, will uns einen ganz anderen Zugang eröffnen zur Welt und auch zur Zukunft. Diese Welt ist nicht nur ein System, in dem Mangel herrscht und die Zukunft bedrohlich ist, sondern diese Welt ist der Ort, wo Gottes Kräfte am Wirken sind. Lernt mit den Augen Gottes zu sehen, lernt zu sehen, wo sein Reich unter uns aufblitzt, achtet darauf, wo seine Gerechtigkeit sich durchsetzt. Denn Gott ist unter uns am Wirken, er überlässt uns nicht unserem Schicksal“, ermutigte Pröpstin Kropf-Brandau.
„Wenn er sich schon um die Vögel unterm Himmel kümmert und um die Lilien auf dem Feld, dann wird er sich auch um uns kümmern. Mit diesem „Ja, aber“ hören wir nicht auf, uns Gedanken über die Zukunft zu machen, werden wir nicht naiv und leben nicht verantwortungslos in den Tag hinein, aber wir werden gelassener. Wir lassen uns nicht von unseren Sorgen gefangen nehmen, sondern wir leben in der fröhlichen Hoffnung der Kinder Gottes. Ja, Kirche wird sich ändern müssen, aber wer sagt denn, dass das schlecht ist. Amen“, schloss die Predigt.
Nach dem Gottesdienst lud der Kirchenvorstand die Festgemeinde mit langjährigen Weggefährten, Kirchenvorsteher, Pröpstin, Pfarrern und Pfarrerinnen, Familienmitgliedern und Vertretern der örtlichen Politik zum Stehempfang mit Sekt ein.