Unsere Kirchen

Das Dorfbild Biebers ist geprägt durch seine vier Kirchen, die allesamt eine bewegte Geschichte vorzuweisen haben und in den Wirren der Geschichte heute als Ort der Beständigkeit, Konstante und Gebet einen festen Platz in der Bieberer Gesellschaft haben. Die evangelische Kirchengemeinde Bieber besitzt zwei Kirchen, die direkt aneinander im Ortskern von Bieber ihren Platz haben: die im 12. Jahrhundert als Wehrkirche errichtete Laurentiuskirche und die in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbaute und vormalige reformierte Untere Kirche.

Untere Kirche

Während der Reformation in der Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die mittelalterliche Dorf­kirche von Bieber, die heutige Laurentiuskirche, lutherisch. Doch in einer Blüte des Bergbaus, vor allem seit 1632, kamen immer mehr Bergleute nach Bieber – die meisten von ihnen waren evangelisch-reformierter Kon­fession. Sie bildeten seit 1721 eine eigene Gemeinde; 1766/67 wurde eine zweite Kirche an der Hauptstraße im Ort gebaut, die heutige Untere Kirche. Bis dahin fanden deren Gottesdienste im Saal des Amtsgerichtes statt. Die Kirche wurde nach einem Entwurf von Friedrich Hoffmann, der von Viktor Eggena überarbeitet wurde, in einem schlichten klassizistisch anmutenden Barockstil errichtet. Die Saalkirche hat einen dreiseitigen Abschluss mit einer zentral, hinter dem Altar angeordneten Kanzel. Eine Empore läuft an drei Seiten des Kirchenschiffes um. Die bauzeitliche Ausstattung ist weitgehend erhalten. Ein zweistöckiger Dachreiter mit Haube ersetzt einen Kirchturm.

 

Seit dem Zusammenschluss der Lutheraner und Reformierten in der Hanauer Union 1818 wurden beide Kirchen gemeinsam genutzt. Aus der ehemals „reformierten“ Kirche wurde nun die Evangelische Kirche Untere Kirche. Nach deren Renovierung 1966 wurde sie die gemeinsam genutzte Hauptkirche der Evangelischen Gemeinde, und die Laurentiuskirche wieder ihrer früheren Bestimmung entsprechend als Friedhofskirche gewidmet.

In den Jahren 1998 und 1999 wurde die Untere Kirche zum letzten Mal grundlegend renoviert und das Interieur neugestaltet.

Aus Bieberer Silbererz wurde bereits 1722 für die reformierte Gemeinde ein Kelch und eine Patene gestiftet. Der Kelch trägt die lateinische Inschrift „hunccalicem, bibrae reddunt ecclesiae amici bibrae ex argento quod detit ipse deus“ – Freunde der Kirche aus Bieber haben diesen Kelch aus Silber, das Gott selbst gegeben hat, der Bieberer Kirche (zurück-)geschenkt.

Die im Jahre 1910 von Wilhelm Ratzmann erbaute Schleifladenorgel, die 1967 auf zwei Manuale und 11 Register erweitert worden war, ist nach der Renovierung der Unteren Kirche durch den Linsengerichter Orgelbaumeister Andreas Schmidt rundum erneuert worden. Manche Register des alten Pfeifenwerkes von Ratzmann wurden übernommen und dem neuen Klangentwurf angepasst, andere ganz neu gebaut. So entstand diese Kombination aus neuen und restaurierten Pfeifen, die klanglich sehr schön miteinander verschmelzen.

Laurentiuskirche

 

 

 

Bei der ältesten Kirche in Bieber, der Laurentiuskirche, handelt es sich im Kern um eine romanische Saalkirche mit ein­gezogenem Chorturm, die aller­dings mehrfach erheblich um­gebaut wurde. Der Turm stammt wohl noch aus dem 12. Jahr­hundert. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche 1636 durch einen Brand schwer beschädigt. Erhalten sind noch der Chor, nach außen hin der massige Turm bis zum Helm und mit drei Schießscharten versehen, die wuchtige Sakristei mit dem Tonnengewölbe, der romanische Triumphbogen zum Eingang des Chores, dazu zwei romanische Portale, die Eingangspforte zur Sakristei vom Chor her und zum Turm vom Kirchenspeicher aus.

 

1660 wurde die Kirche nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut. Das romanische Kirchenschiff wurde später verbreitert. Auch das Altartriptychon stammt aus dieser Zeit und zeigt zentral eine Kreuzigungsgruppe und auf den Seitenflügeln Darstellung der vier Evangelisten. 1756 wurde im rechten Winkel im Süden des bestehenden Gebäudes ein neuer Flügel nach Plänen von Jacob Sigismund Waitz von Eschen angesetzt und Portale und Fenster barock überformt, wodurch die Kirche zu einer quer orientierten Anlage wurde. Die Kanzel stammt ebenfalls aus dieser Zeit.

Die heutigen, bemalten Emporen wurden 1797 eingebracht. Seit 1966 dient die umgangssprachlich Obere Kirche genannte Kirche als Friedhofskirche und ist für verschiedene Anlässe, darunter Veranstaltungen, Konzerte, Hochzeiten und Ausstellungen, sehr gefragt.